Leben am Grunde der Schlucht – wie ist das möglich?

Was wir heute erlebt haben, hat uns echt schockiert.
Wir wollten mit Esperancia den Platz besichtigen, wo ihre Familie bis zum Erdbeben im Januar 2012 wohnte. Wir sind aber mit dem Auto nicht bis dahin gekommen. Es gab keine Strasse, man fuhr in einer Schlucht in einem Flussbett, vorbei an Bergen von Müll, wo Hunde, Schweine und andere Tiere rumwühlen und nach Nahrung suchen. Das Flussbett war nicht trocken und es mündetet verschiedene kleinere Schluchten ein. Wenn es regnet ist diese „Strasse“ nicht passierbar. Das Wasser schießt meterhoch die Schlucht hinunter. Auch zu Fuss ist dann kein Durchkommen. Es gibt Häuser, die direkt am Fluss lagen, wo bei Regen wahrscheinlich das Wasser in die Häuser eindringt. Es gab mal eine betonierte Furt, die aber vom Wasser weggerissen wurde. Die Hänge hinter den Häusern sind so steil, dass es bei Regen oft zu Erdrutschen kommt. Wie kann man da leben?
Esperancia hat uns erzählt, dass ihr Vater mit ihren Brüdern eine neue Bleibe suchen muss. Die Mutter ist bei dem Erdbeben ums Leben gekommen. Der kleinste Bruder war da erst 4 Jahre alt. Seit dem Erdbeben wohnt die Familie im Haus eines Onkels. Der Onkel möchte aber jetzt das Haus vermieten und hat die Familie gebeten auszuziehen. Da ist ja noch der Platz, wo das Haus der Familie stand. Das Land, in einer kleineren Schlucht, nah beim Bach, war nur gemietet, aber das Haus war ihnen. Etwa 4 Monate nach dem Erdbeben wurde der Vater mit einer Machete attackiert und lebensgefährlich verletzt. Mit Hilfe von ausländischen Ärzten, die zu der Zeit im Land waren, konnte sein Leben gerettet werden. Er hatte Verletzungen am Kopf und an der rechten Hand. Die Verletzung an der Hand macht ihm Probleme. Er hat immer noch Schmerzen, so dass er nicht mehr als LKW-Fahrer arbeiten kann. Er verdient ein bisschen, indem durch die Strassen geht und Kerzen und Streichhölzer verkauft. Das reicht aber gerade um die Familie zu ernähren. Weitere Ausgaben sind kaum möglich. Der Platz, wo das Haus der Familie stand, steht zum Verkauf. Aber ist es ratsam in einer so gefährlichen Gegend ein neues Haus zu bauen? Es ist also eine schwierige Entscheidung. Esperancia könnte nicht bei ihrer Familie wohnen, solange sie in die Schule geht, weil es nie sicher ist, ob sie am Abend nach Hause kommt oder ob der Regen den Weg blockiert. Von Latou aus kann sie nicht in die Schule gehen, das ist zu weit.
Die Geschichte der Familie berührt uns sehr. Bitte betet mit uns für Edner (Vater), Esperancia (24), Hesekiel (23), Samuel (14) und Stanley (8) und für eine Lösung für dieses Problem.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Jeder will Haiti verlassen ...

Das erste Treffen

Weihnachten – etwas verspätet